Sucht
Suchtverhalten im Bereich digitaler Medien ist eine der grossen Ängste, welche Eltern in Bezug auf den Medienkonsum ihrer Kinder haben. Das gezeigte Verhalten der Kinder ist jedoch oft keine Sucht, sondern ist am besten zu Umschreiben mit Missmanagement des Zeitbudgets. Der alleinige exzessive Konsum digitaler Medien reicht nicht aus, um dieses Verhalten als Sucht zu klassifizieren.
Die Sucht ist definiert nach ICD 11:
Gaming disorder is characterized by a pattern of persistent or recurrent gaming behaviour (‘digital gaming’ or ‘video-gaming’), which may be online (i.e., over the internet) or offline, manifested by:
- impaired control over gaming (e.g., onset, frequency, intensity, duration, termination, context);
- increasing priority given to gaming to the extent that gaming takes precedence over other life interests and daily activities; and
- continuation or escalation of gaming despite the occurrence of negative consequences. The behaviour pattern is of sufficient severity to result in significant impairment in personal, family, social, educational, occupational or other important areas of functioning.
The pattern of gaming behaviour may be continuous or episodic and recurrent. The gaming behaviour and other features are normally evident over a period of at least 12 months in order for a diagnosis to be assigned, although the required duration may be shortened if all diagnostic requirements are met and symptoms are severe.
https://icd.who.int/browse11/l-m/en - /http://id.who.int/icd/entity/1448597234
Die wichtigsten Punkte der neuen Diagnose-Richtlinien (Januar 2022) sind somit:
- Erstens der Kontrollverlust, durch welchen die Person beim Versuch, das eigene Suchtverhalten zu reduzieren, scheitert;
- zweitens, dass der Medienkonsum Priorität gegenüber allen anderen Tätigkeiten erhält und
- drittens, dass es für den Betroffenen nicht möglich ist, das eigene Verhalten zu verändern, obwohl daraus entstandene negative Konsequenzen deutlich spürbar sind. All diese Faktoren müssen während mindestens eines Jahres persistent sein.
In der EU Kids Online Schweiz Studie (2019) berichteten 23% der Jugendlichen, sie hätten versucht, weniger Zeit im Internet/online zu verbringen. Knapp ein Viertel der Jugendlichen gab an, weniger Zeit mit “Freunden/Familie/ Hausaufgaben machen” verbracht zu haben, weil sie zu viel online gewesen seien.
Risikofaktoren für ein Missmanagement des Medienkonsums respektive des exzessiven Konsums digitaler Medien sind sozioökonomische Merkmale wie beispielsweise das Bildungsniveau, fehlende soziale Kontakte oder fehlende Freizeitangebote sowie personenbezogene Faktoren wie beispielsweise das Geschlecht oder die Mediensozialisation in Familie und Peergroup.
Ein bedeutender Schutzfaktor ist eine Medienerziehung, bei welcher die Eltern aktiv die Medienkompetenz ihrer Kinder mit Gesprächen und gemeinsamer Mediennutzung fördern.
Die Sapia GmbH bietet Fachpersonen Weiterbildungen zu suchtspezifischen Themen an, sie fördert die Früherkennung und steht bei Verdacht auf Suchtthematiken für Beratungsgespräche zur Verfügung.
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